Erster Brevet 2023 in Twisteden


Am 25.03.23 stand der erste Brevet in Twisteden mit 200 Kilometern an. Die Wettervorhersage hatte sich in den Tagen zuvor mal mehr mal weniger gen regnerisch geneigt. Augen zu und durch! Mein Partner und ich waren einigermaßen in Form und willens.

Gut 120 Teilnehmer fanden sich morgens um 7 Uhr am Sportplatz in Twisteden ein. Es war noch trocken, aber so stürmisch, dass einem Angst und Bange wurde. Der Wind drückte die gefühlte Temperatur zusätzlich, so dass ich doch noch die Winterbekleidung rausholte. Letztendlich wurden Mütze, Halstuch, lange Handschuhe und Überschuhe während der gesamten Tour nicht wieder im Rucksack verstaut. Viele Bekannte waren dabei, mit denen ich schon 2002 bei dem Organisator zusammen gestartet war. Damals waren wir „nur“ 30 Teilnehmer, wusste einer noch zu berichten.

Kontrolle 1 in Thorn nach 77 Kilometern
Kontrolle 1 in Thorn nach 77 Kilometern

Wir starteten kurz nach 8 Uhr in der dritten 30-er Gruppe. Leider hatte ich beim Vorderrad-Einbau nicht aufgepasst und so klapperte der Speichenmagnet an der Gabel. Nach der Korrektur war der Großteil der Gruppe weg. Wir konnten aber schnell an einen kleinen Rest heranfahren, und so vom erhofften Windschatten profitieren. Nach 5 Kilometern gab es eine Geheimkontrolle vom Organisator. Die erste, an die ich mich erinnern kann. Da stand dann der Großteil unserer ehemaligen Gruppe. Das half jedoch nichts, denn bis wir gestempelt waren, waren die schon wieder weg. Also weiter mit der gut 10 Fahrer starken Gruppe, an der Maas entlang und über die Brücke bei Well. Ich hatte es leider vor dem Start in Twisteden nicht auf die einzige Toilette geschafft, und an den Baum zu pinkeln hatte ich mich dort auf dem Parkplatz nicht getraut. Daher litt ich nach 10 Kilometern schon am Wasser-Lassen-Syndrom. Wir arbeiteten uns mit unserer 10-er Gruppe langsam etwas nach vorne. Die ganze Zeit ging es hin und her zwischen „Hoffentlich kommen wir weiter mit!“ und „Hoffentlich müssen wir abreißen lassen, dann kann ich pinkeln!“. Nach gut 20 Kilometern durchfuhren wir Oirlo (sprich: Oorlo, also wie Troosdorf), vor uns sah es düster aus. Ich hatte mir eine Wettervorhersage gemerkt, bei der es wenigstens am Vormittag trocken bleiben würde.

Kontrolle 1 in Thorn nach 77 Kilometern

Kurz vor der Unterführung der A73 Nimwegen-Venlo fielen dann die ersten Tropfen. Einige fuhren zum Anziehen der Regenjacken rechts ran, andere standen unter der Unterführung. Eine gute Viertelstunde regnete es kräftiger, dann kämpften wir weiter mit dem starken Seitenwind. Der Regen ließ langsam nach. Die Randbereiche von Venlo konnten wir von oben und unten trocken durchpflügen. Es ging jetzt hauptsächlich gegen den Wind nach Südwesten. Gute 20 Kilometer folgten wir der Maas in Sichtweite. Eine Baustelle mussten wir zu Fuß durchqueren. An einem der vielen Fietspade blieben einige zum Wasserlassen stehen. Die Gruppe wurde langsam kleiner. Ich verspürte immer noch Drang, wollte aber die zwei bis drei Mann, die uns Windschatten boten, nicht ziehen lassen.

Pause nach 130 Kilometern

Nach gut 50 Kilometern wurde es im Westen wieder dunkler und bald hatte der Regen uns wieder. Eine Gruppe, die entweder gerade die Regenjacken angezogen hatte oder austreten war, hatten wir erreicht. Darin auch ein ehemaliger Vereinskollege mit seiner Frau. Normalerweise sehen wir den nur am Start, aber seine Frau hatte wohl bei dem Wind Probleme. Dieses Treffen gab zusätzliche Motivation. Bis zur ersten Kontrolle in Thorn nach 77 Kilometern gab es nach dem zweiten Schauer auch mal Sonne. Vor der Innenstadt fuhren wir dann doch endlich zum Pinkeln rechts ran. In Thorn, der Weißen Stadt an der belgisch-niederländischen Grenze, wimmelte es am Restaurant nur so von Randonneuren. Den Stempel mit Unterschrift hatten wir trotzdem schnell. Mehr als eine Viertelstunde brauchten wir nicht zum Essen der Brote und Trinken einer Cola aus dem Rucksack. Einige hatten sich für eine Pause nach drinnen gesetzt.

Wir wollten allerdings weiter. Am Ortsausgang von Thorn bogen wir links auf einen Wirtschaftsweg ab, entlang des Kanals Wessem-Nederweert. Drei Mitstreiter waren etwa zeitgleich mit uns in Thorn losgefahren, von hinten fuhr ein guter Bekannter aus einem Düsseldorfer Verein zu uns auf. Von links sahen wir schon das Unheil kommen. Mit starkem Wind war der querfliegende Regen bald unser Begleiter. Zum Glück dauerte es wieder nur gute 15 Minuten, und vor uns schien schon wieder die Sonne. Unsere 6-er Gruppe hielt gut 30 Kilometer bis Asten.

Morgens war es trüb gewesen, nun wechselten sich angenehme Sonnen-Abschnitte mit dunklen, tiefschwarzen Schauern am Himmel ab. Der Wind kam nun oft von hinten. Mein Partner übernahm nach gut 100 Kilometern langsam die Führung und sprengte vor Asten die Gruppe, sodass wir mit dem Düsseldorfer jetzt allein fuhren. Ich wollte nicht so schnell, weil vor uns eine dunkle Wolke lauerte, hinter uns drohte eine andere, wir fuhren in der Sonne. Nach einer seitlichen Windböe von der Seite lag ich ein paar Mal fast im Graben. Außerdem bekam ich Hunger. Nach einer erneuten Pinkel-Pause und einer Gruppe, die uns von hinten einholte und den Düsseldorfer mitzog, verweigerte ich das Tempo und zwang meinen Partner zur zweiten Verpflegungs-Pause nach gut 130 Kilometern. Als wir wieder losfuhren, kamen wir dann doch in den vierten Schauer des Tages, der wohl eine gute halbe Stunde dauerte, weil er mit uns mitfuhr.

Kontrolle 2 in Cuijk nach 160 Kilometern

Wir waren jetzt länger allein, aber ich kannte die Gegend ja ganz gut aus meinen Trainingstouren, das gab Auftrieb. Bei Haps schien wieder die Sonne und wir holten langsam ein paar Gruppen ein. Überall hatten die Schauer große Pfützen hinterlassen. Nach 160 Kilometern erreichten wir Kontrolle 2 an der Shell-Tankstelle in Cuijk. Es ging uns ganz gut. Viele Teilnehmer verweilten gerade dort und verpflegten sich. Überschuhe und lange Handschuhe waren zwar nass, aber es war nicht allzu unangenehm. Es war klar, dass wir vor der Nacht im Ziel sein würden. Die letzten 40 Kilometer ging es jetzt wieder gen Süden, wobei der Wind zum Glück nicht mehr so stark war. Es gab auch keinen Regen mehr. Kurz vor 17 Uhr waren wir nach knapp 9 Stunden im Ziel und saßen dann noch lange mit anderen Teilnehmern zusammen, die schon da waren bzw. erst eintrudelten.